Lehm - Zukunft der Baubranche?

Mehr als ⅓ des globalen Materialverbrauchs entfällt auf den Bausektor. Ein Bericht unseres Konsortiumspartners Climate Lab bringt nun eunen alten neuen Baustoff als zirkuläre Alternative ins Spiel.

Im Auftrag des Klimaschutzministeriums hat das Climate Lab in diesem Jahr durch Recherche, Interviews und einer Serie von Veranstaltungen ermittelt, wie sich durch die Wahl der geeignetsten Baustoffe die CO2-Emissionen und der Energiebedarf verringern und die Kreislauffähigkeit von Gebäuden erhöhen lässt. Im Fokus standen dabei Holz, Beton, Ziegel und Lehm. Während Holz, Beton und Ziegel in Österreich bereits große Akzeptanz genießen, kommt Lehm jedoch noch eher selten zum Einsatz. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass gerade Lehm einige interessante Eigenschaften aufweist. Im Gegensatz zu Ziegel wird Lehm nicht gebrannt, wodurch der Energieverbrauch und damit auch die CO2-Emissionen sehr viel geringer ausfallen. Durch verschiedene Methoden kann Lehm sehr einfach - sogar rein händisch - zum Bau von Gebäuden eingesetzt werden. Techniken wie Stampflehm, Lehmziegel, Wellerlehm oder Lehmbauplatten bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Lehm kann auch als Verputz oder Mörtel verwendet werden. Ein kombinierter Einsatz mit Holz führt zudem zu einer erhöhten Stabilität und Tragfähigkeit. Eine ausführliche Aufstellung der verschiedenen Methoden ist im Abschlussbericht des Climate Lab zu finden.

Alleskönner Lehm?
Auch einige Eigenschaften, die Lehm mitbringt, machen ihn für die Bauwirtschaft interessant. Lehm nimmt Feuchtigkeit schnell auf und kann diese bei Bedarf wieder abgeben. Dadurch entsteht eine ausgeglichene Luftfeuchtigkeit in Räumen, die sich positiv auswirkt und trockene Schleimhäute verhindert, Erkältungskrankheiten vorbeugt und die Feinstaubbildung reduziert. Lehm kann zudem viel Wärme aufnehmen und speichern und so Temperaturschwankungen ausgleichen und Extremtemperaturen abmildern. Auch Schall wird durch Lehm gut absorbiert, wodurch er für eine angenehme Raumakustik sorgt und sich als Element der Schalldämmung eignet.

Unbegrenzt wiederverwendbarer Naturstoff
Mit Blick auf den Materialverbrauch hat Lehm einige Antworten zu bieten. Zum einen ist Lehm überall auf der Welt in großen Mengen verfügbar. Oft fällt er als Aushub oder Ausbruchmaterial auf Baustellen an, wird aber derzeit oft deponiert. Es liegt nahe, dieses Material stattdessen in Gebäuden zum Einsatz zu bringen. Lehm ist zudem ein vollkommen natürliches Material und kann somit der Natur entnommen und in gleicher Weise (ungebrannt und ohne Zusätze) wieder in die Natur eingegliedert werden. Er lässt sich leicht zerkleinern und ist durch Zugabe von Wasser unbegrenzt wiederverwendbar.

Normen und Regulierungen
Mit der neuen ÖNORM B 3141 soll ein Regelwerk mit Anforderungen an Recycling-Baustoffe aus Aushubmaterialien erstellt werden. Durch die Festlegung von eindeutigen Materialbezeichnungen für die hergestellten Recycling-Baustoffe wird eine Unterscheidung von Produkten ermöglicht. Zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft wird außerdem angestrebt, dass Abfälle im Einklang mit der Abfallhierachie, die sich zum Recycling oder für andere Verwertungsformen eignen, in Zukunft nicht mehr auf Deponien abgelagert werden. 

Zum Climate Lab Ergebnisbericht



Kontakt: markus.palzer-khomenko@climatelab.at
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