Sanierung größer denken
Praxisnah und zukunftsfähig soll die Sanierung der Zukunft sein, aber vor allem muss sie auch größer und seriell gedacht werden. Beim Standortagentur Workshop und KRAISBAU Netzwerktreffen in Salzburg standen Umnutzung und Sanierung im Fokus.Die Wirtschaftswende erfordert ein radikales Umdenken im Umgang mit Ressourcen. In der Praxis erfordert das aber nicht nur qualitative, sondern auch quantitative Lösungen. Wie also lässt sich die großindustrielle Sanierung zur Serienreife bringen? Auf diese Frage gab es beim Standortagentur Workshop in Salzburg auf Einladung der Standortagentur Innovation Salzburg coole Lösungsansätze. Im Anschluss gab es im Rahmen des KRAISBAU-Netzwerktreffens bei der Begehung des derzeitigen Leerstands in der „Pioniergarage 2.0“ (Lehenerstraße 1, 5020 Salzburg) Einblicke in die geplante Umnutzung des ehemaligen Schulgebäudes und interessante Einblicke, wie das KRAISBAU Konsortium die Arbeit mit Demogebäuden angeht. Die Pioniergarage ist eines von mehr als 10 KRAISBAU-Demoprojekten.
Von Kernsanierung bis Entkernung
Für Renowave sprach Magdalena Oppel ausführlich über die vielfältigen Möglichkeiten in der Sanierung, die von Kernsanierung über Teilsanierung bis hin zu seriellen Sanierung und Entkernung reichen. Was zählt, ist die Wahl der richtigen Strategie. Jede Variante hat ihre spezifischen Vorteile. Wichtig ist, nachhaltige Materialien zu wählen und bestehende Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen. Denn: Materialien sind nicht nur ein Kostenfaktor, sondern ein zentraler Hebel für Energie- und Ressourceneffizienz. Besonders im mehrgeschossigen Wohnbau ist es essentiell auch Lösungen anzubieten, bei denen die Bewohner:innen in ihrer Wohnung bleiben können, während sie saniert wird.
Serielle Sanirung: Best Practices
Minimalinvasive Fassadensanierung
Towern 3000 stellten im Anschluss ihre minimalinvasive Fassadensanierung vor, die in der energetische Sanierung ohne aufwendige Baumaßnahmen auskommt und damit wesentlich schneller und effizienter durchgeführt werden kann. Das Sanierungssystem funktioniert dabei energieformunabhängig, wodurch es seriell gefertigt und flexibel an verschiedene Gebäudetypen angepasst werden kann. Das spannende bei Towern 3000 ist die Integration eines neuen Heizsystems in die Fassade, wodurch ohne Änderung des Heizungssystems in den Wohnungen, Fabriken, via Fassade zum Beispiel eine Heizung und Kühlung durch Wärmepumpe oder industrieller Abwärme erfolgen kann.
Serielle Heizungssanierung mit Wärmepumpen
EnerCube bietet eine Lösung für die Umstellung des Heizsystems auf Wärmepumpen im mehrgeschossigen Wohnbau. Geschwindigkeit und möglichst geringe Unannehmlichkeiten bei den Bewohner:innen sind ein Schlüssel für eine bessere Akzeptanz und die Bereitschaft, das Heizungssystem zu wechseln. Gerade bei älteren Gebäuden ist das Know-How von EnerCube daher gefragt.
Zirkulärer Wandaufbau
Im Projekt futureBloc Salzburg wurde ein recycelbarer Wandaufbau entwickelt, der in Sachen Dämmleistung mit konventionelle Lösungen mithalten kann. Die Wand kann dabei samt Dämmung aus Altholz demontiert und wiederverwendet werden. Ein echter Gamechanger für ressourcenschonendes Bauen!
Umnutzung statt Neubau
Ein zentraler Aspekt von KRAISBAU ist, den Bestand möglichst zu erhalten und so die “graue Energie” - also jene Energie, die bei der Herstellung eines Objekts aufgewendet wurde - zu erhalten. Ein Beispiel für neue Nutzungen im Gebäudebestand ist die ehemalige Josef Rehrl Schule, die in Zukunft ein multifunktionales Areal für Innovation sein wird. Die Überlegungen zur Umnutzung in der „Pioniergarage 2.0“ sind eines der KRAISBAU Demoprojekte - entsprechend groß war die Neugier bei der gemeinsamen Besichtigung. In den Räumlichkeiten sollen Büros, Zonen für Veranstaltungen, Makerspaces und mehr entstehen. Die Umnutzung wird von KRAISBAU wissenschaftlich begleitet und die Learnings aus dem Projekt werden in weitere Projekte, Factsheets und Workshop-Konzepte einfließen. Für die Teilnehmer:innen gab es vor Ort weitere exklusive Einblicke etwa zur digitalen Bestandsaufnahme, zur Bauteilwiederverwendung (einszueins Architektur) und dem Materialrecycling (TU Wien).
Wer sich weiter vernetzen möchte, kann sich in unserer Stakeholder-Liste eintragen oder bei Interesse ein Demoprojekt einreichen.
Fotos: Ben Eibl
Text: Ben Eibl und Markus Palzer-Khomenko
Kontakt: markus.palzer-khomenko@climatelab.at